Westernreiten war in seinem Ursprung gleichbedeutend mit zweckorientiertem Gebrauchsreiten. Die Arbeit mit den großen Rinderherden des Mittelwestens und Westens der USA erforderte eine Art des Reitens, bei der die Aufmerksamkeit des Reiters nur in geringem Maße vom eigentlichen Reiten in Anspruch genommen werden durfte. Aufgabe des reitenden Rinderhirten war dei Kontrolle der Viehherde - das Pferd war Mittel zum Zweck und diente der Arbeitserleichterung. Daraus entwickelten sich bestimmte Anforderungen sowohl an den Pferdetyp (Härte, Wendigkeit, Intelligenz, Gehorsam) als auch an die Art der Zusammenarbeit von Reiter und Pferd: Das Pferd musste sich mit einem Minimum an reiterlicher Anleitung begnügen und schon auf die Andeutung einer Hilfe reagieren. Daraus resultiert der auch heute noch verbindliche Begriff "Minimalhilfengebung" mit einhändiger Zügelführung am mehr oder weniger losen Zügel. Neben der prompten Reaktion des Pferdes auf leiseste Hilfen war zusätzlich so etwas wie "selbstständige Mitarbeit" des Pferdes gefragt. Gute Hütepferde waren in der Lage, auf bestimmte Signale des Reiters selbstständig Rinder auszusortieren und ihnen den Weg zurück zur Herde abzuschneiden (Cutting). Dieser sog. "Cow Sense" wurde durch gezielte Zucht verstärkt. Nun waren die Methoden der früheren Cowboys und Vaqueros alles andere als pferdeschonend. Im Vordergrund stand die Notwendigkeit, ein Pferd so schnell wie möglich einsetzen zu können. Entweder hielt es der Belastung stand oder nicht. Zeit für eine langsame Vorbereitung der Pferde auf ihre Aufgabe stand nicht zur Verfügung - statt dessen wurden die Reitpferde mehrmals am Tag gewechselt. Ein Pferdeleben galt in den Anfängen der großen Rindertrecks (etwa um 1860) recht wenig - Pferde waren billiger als Sättel. Und wie es sich überall dort zeigt, wo der Mensch mit dem eigenen Überleben beschäftigt ist, galt Mitgefühl für ein Tier als reiner Luxus. Die mexikanischen/kalifornischen Vaqueros lernten schon um 1550, zu Zeiten der spanischen Eroberer, wie man Rinder zu Pferde hütet. Man kann sie als "Vorreiter" der eigentlichen Cowboys der nördlichen Gebiete betrachten. Von ihnen übernahmen die texanischen Cowboys ab 1860 Methoden und Ausrüstung. Später bildeten sich in vielen Regionen unterschiedliche Methoden des Reitens heraus. Auch die Ausrüstung differierte zum Teil beträchtlich. Zwei Hauptströmungen kristallisierten sich heraus: einmal der immer weiter verfeinerte Stil der Vaqueros (Califonia Style), zum anderen der sog. Texas Style. Der kalifornische Stil bedeutet prinzipiell eine Annäherung an den klassischen Reitstil der spanischen Eroberer, obwohl natürlich die für die Herdenarbeit spezifischen, auf Wendigkeit und schnelles Anhalten und wieder Antreten abzielenden Manöver weiterhin im Vordergrund standen. Der texanische Stil ist auch heute noch mehr gebrauchsorientiert. Biegung und Stellung des Pferdes sowie auch die leichte Aufrichtung des Pferdes, die die meisten kalifornisch ausgebildeten Pferde auszeichnet, werden eher vernachlässigt.
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